Fractal Design North im Test - ein PC-Gehäuse für den Wohnraum?

2022-12-21 16:09:57 By : Ms. Helen Peng

Holz in einem PC-Gehäuse? Mesh-Seitenpanel? Nein, es geht hier nicht um ein neues Case-Modding-Projekt, sondern das neue Gehäuse, das dem Namen des Herstellers Fractal Design alle Ehre macht. Das Fractal Design North sticht komplett aus der Masse der Gehäuse heraus und wird hier dem Test unterzogen. Was kommt da designmäßig auf die Nutzer zu? Wie ist das Handling und was macht die Leistung? All das klären wir hier im Fractal Design North Test!

Die Verpackung des Fractal Design North ist eine zurückhaltende braune Box. Allerdings zeigt sich in ihrem Inneren schnell die Front des Gehäuses, wenn auch noch durch eine Plastikfolie verdeckt und an den Rändern durch Schaumstoff gehalten. Wenn man nun das Gehäuse herauszieht, kommt einem dazu eine Anleitung entgegen. Und unterhalb des Gehäuses steckt eine weitere braune Box, in welcher sich eine Halterung für zusätzliche Lüfter am Seitenpanel findet.

Somit finden sich in der großen Box die üblichen Kunststoffanteile, aber immerhin die Halterungen sind aus regulärem weichen Schaumstoff und nicht aus Styropor.

Was im Lieferumfang des Fractal Design North heraussticht, ist die Lüfterhalterung für Zusatzlüfter am Seitenpanel. Dieses ist natürlich nur bei der Mesh-Version dabei, denn es gibt das Fractal Design North auch mit einer Glasscheibe. Diese gibt einen besseren Blick auf den Innenraum frei, ist aber geschlossen.

In der Festplattenhalterung des Fractal Design North finden sich alle nötigen Montageschrauben, ein zusätzlicher Abstandshalter, Gummiringe zur Montage von 3,5″-Festplatten und ein paar Einweg-Kabelbinder.

Wow! Okay, das ist wirklich ein anderes Gehäuse. Das Design des Fractal Design North ist sehr edel gehalten. Die Front besteht beim schwarzen Modell aus Echtholzstreifen aus Walnussholz (Eiche beim weißen Modell). Ringe um die Füße und die Anschlüsse des Frontpanels dagegen sind vergoldet. Ansonsten herrscht hier Mesh Paradise in Schwarz. Der Blick in den Innenraum ist nicht ganz so klar, wie man es von sonstigen Gehäusen mit Glasscheibe gewohnt ist, aber ist dennoch durch das fein gelöcherte Seitenpanel möglich. Außerdem ist auch die Form vom Gehäuse anders als gewohnt, denn die Kanten sind abgerundet. Dieser Look weicht dann doch deutlich vom gewohnten quadratisch-eckigen Design anderer Fractal-Design-Gehäuse ab.

Die vergoldeten Schalter, Anschlüsse und Ringe an den Standfüßen machen einen stimmigen Eindruck, aber mögen nicht jedermanns Geschmack sein. Auch insgesamt steht das Design im großen Kontrast zum üblich gewordenen RGB-Case mit Beleuchtung. Im Gegensatz zu diesen wirkt das Fractal Design North eher wie ein nordisch angehauchtes Design-Element für den Wohnraum. Auch als Case für die Designer-Workstation im Büro, in welchem man auch Kunden und Geschäftpartner empfängt, kann ich mir dieses Modell perfekt vorstellen.

Die Verarbeitung des Fractal Design North in unserem Test ist wirklich sehr gut. Der Metallanteil ist recht hoch und dessen Verarbeitung ist sauber und ohne scharfe Kanten. Auch die Details sind schön umgesetzt und die werkzeugfreie Montage vieler Teile ist effizient gelöst. Wie zu erwarten war, sind werksseitig allerdings einige der Rändelschrauben so fest angezogen, dass man zur ersten Lösung dennoch einen Schraubendreher benötigt.

Einzig die werksseitig verbauten Lüfter, die Fractal Design Aspect 14 in schwarz, sind eher der Mittelklasse zuzuordnen. Diese sind zwar verwindungssteif und robust, aber davon abgesehen sind sie sehr einfach aufgebaut. Beispielsweise haben diese Lüfter keinerlei Gummiauflagen zur Vibrationsdämpfung. Keine Sorge: Die Lüfter sind in Ordnung und keine Alibi-Lüfter, die man in manchen anderen Gehäusen findet, aber sie gehören nicht der Premium-Klasse an.

Da finden sich einige Details, die den Test, die Arbeit und den Betrieb des Fractal Design North ganz angenehm machen. Beispielsweise verzichtet man am Frontpanel komplett auf USB2 und spart sich so einen Stecker ein, wodurch das Gekabel übersichtlicher wird. Auch auf den Reset-Schalter wurde verzichtet sowie auf die HDD-LED, die in heutigen Zeiten sowieso nur noch einen eingeschränkten Nutzen hat. Die Front-Lüfter kommen jeweils mit einem Ein- und einem Ausgang und können daher in Reihe geschaltet werden, wodurch auf dem Mainboard nötige Header eingespart werden. Apropos Header: Der integrierte Lüfter-Hub kann gleich vier weitere Gehäuselüfter mit nur einem Kabel zum Mainboard ansteuern.

Wenn man ein Netzteil einbauen will, profitiert man von der einfachen Montage an der herausnehmbaren Halterung. Darunter sitzt ein Luftfilter für das Netzteil, der zur Reinigung nach hinten herausgezogen werden kann, was eine sehr einfache Lösung ist. Zwischen den Erweiterungskartenslots befinden sich keine Stege. Dadurch ist der horizontale Einbau von Grafikkarten mit einem entsprechenden Riser-Einbau, wie dem Fractal Design Flex B-20, möglich. Die meisten Gehäuseschrauben sind übrigens als Rändelschrauben für den werkzeugfreien Einsatz gedacht. Allerdings sitzen viele der Schrauben weksseitig zunächt so fest, dass sie erstmalig mit einem Schraubendreher gelöst werden müssen. Viele der Schrauben sind so angebracht, dass sie nicht herausfallen.

Werksseitig kommt das Fractal Design North mit zwei 3,5″-Caddys zur Montage von Festplatten. Aber insgesamt findet sich im Gehäuse Platz für drei dieser Festplattenhalterungen. Alternativ bzw. zusätzlich zu den 3,5″-Festplatten können auch 2,5″-Laufwerke in diesen montiert werden. Außerdem findet sich eine zusätzliche Halterung für zwei 2,5″-Laufwerke unter der Mainboard-Öffnung. In der Oberseite des Gehäuses ist Platz für bis zu zwei Lüfter oder Radiatoren von 120 bis 240 mm. Hinten ist werksseitig kein Lüfter verbaut. Warum, darauf gehe ich noch ein. Dennoch ist hier Platz für Lüfter bis zu 120 mm. Bis zu? Ja, dadurch, dass die Schlitze allesamt als Montagelöcher genutzt werden können, kann man Lüfter in den verschiedensten Größen verbauen.

Beim Test des Fractal Design North habe ich hinten probeweise Lüfter in den Größen 120 mm, 92 mm und 80 mm montiert. Die Problematik: Ist die Halterung für die Lüfter in Richtung Mesh-Seitenpanel mittig oder oben montiert, passt kein 120-mm-Lüfter mehr an die Ausgangsposition. Allerdings ist es durchaus möglich, dann einen 92-mm-Lüfter zu platzieren. Mit der oberen Position des Lüfter-Brackets gibt es noch eine Einschränkung, denn Luftkühler dürfen nun maximal noch eine Höhe von 145 mm haben. Abgesehen vom knapp passenden Noctua NH-D12L muss man auf kleinere Luftkühler oder Top-Blower ausweichen. Letzteres könnte eine gute Wahl sein, da man diese gleich mit Frischluft von außen füttern kann.

Auch wenn das Fractal Design North nur mit zwei 140-mm-Lüftern in der Front kommt und somit einen wenig gerichteten Überdruck erzeugt, der sich aus allen Öffnungen verflüchtigt, hat man mit dem Gehäuse eine ungewöhnlich hohe Flexibilität, eigene Lüftungskonzepte zu erarbeiten. Besonders effizient könnte beispielsweise dieser Aufbau sein: In der Front kann für den Prozessor ein AIO-Radiator bis 360 mm verbaut werden. Und wenn die Grafikkarte horizontal eingesetzt ist, kann sie mit der unten angebrachten Lüfterhalterung für das Mesh-Seitenpanel direkt mit Frischluft versorgt werden. Nun alle freien Lüfterplätze bestücken, um die warme Abluft schnellstmöglich aus dem Gehäuse zu ziehen.

Aber das ist nur eine Möglichkeit. Wenn man die seitliche Lüfterhalterung unten anbringt oder nicht montiert, kann man auch große Luftkühler bis zu einer Höhe von 170 mm montieren, die zuverlässiger und oft auch leiser sind als Wasserkühlungen. Außerdem kann man sich entscheiden, ob man für einen besseren Staubschutz den Luftfilter in der Front lässt oder ihn für den bestmöglichen Airlow und somit die beste Kühlung entnimmt. Er ist einfach eingeclippt und lässt sich auch für die Reinigung kurz entnehmen, wenn man ihn benutzen will.

Beim Test der Mainboard-Montage fällt sehr positiv auf, dass der mittlere Abstandshalter im Fractal Design North erhöht ist und somit das Mainboard vor dem Festschrauben bereits fest in Position bleibt und nicht herumrutscht. Auch angenehm ist die Befestigung des Netzteils mit dem externen Rahmen. Wo es bei anderen Gehäusen schwer werden kann, wenn man Komponenten in der falschen Reihenfolge einsetzt, kann man hier das Netzteil quasi jederzeit verbauen oder entnehmen.

Für die 2,5″- und 3,5″-Laufwerke werden zur Montage an den Halterungen Schrauben benötigt. 3,5″-Festplatten werden dabei sogar entkoppelt mit Gummiringen montiert. Diese Gummiringe können wahlweise weiter oben oder weiter unten am Festplattenrahmen angesetzt werden. Setzt man diese unten ein, brauchen die Festplatten wenig Platz, aber wenn man sie oben ansetzt, kann man darunter ein 2,5″-Laufwerk montieren. Diese werden aber nicht entkoppelt. Für zwei 2,5″-Laufwerke gibt es auch eine eigene Halterung. Insgesamt kann man also in der Werksausstattung bis zu vier 2,5″-Laufwerke und zwei 3,5″-Festplatten montieren. Wenn man sich  noch eine Halterung hinzukauft, kann man zwei weitere Laufwerke montieren, aber dann wird es eng unter der Netzteilabdeckung.

Apropos Netzteilabdeckung: Wenn man eine Festplatte ganz vorne platziert, ist diese durch den Innenraum sichtbar.

Das Kabelmanagement im Fractal Design North funktioniert sehr gut. Drei Klett-Kabelbinder sorgen in einem verbreiterten Gehäuserückteil für einen guten Halt der meisten Kabel. Etwas schade ist, dass das nicht parallel noch einmal so vorhanden ist, denn prinzipiell sind Montagemöglichkeiten für drei weitere Klett-Kabelbinder vorhanden. Auch das Kabel vom Lüfter-Hub ist etwas kurz, um es in die vorhandenen Kabelhalterungen zu bringen.

Etwas eng kann es für übrige Kabel unter der Netzteilabdeckung werden, wenn mehrere 3,5″-Festplatten verbaut sind. Auch das Verkabeln der 2,5″-Laufwerke wird etwas eng mit den SATA-Stromkabeln. Last but not least muss man beachten, dass eine vorne montierte Festplatte von oben sichtbar ist – wie auch Kabel, die in der Netzteilabdeckung nach vorne rutschen. Insgesamt ist das Kabelmanagement jedoch einfach.

Die Lautstärke im Fractal Design North Test ist fast schon lächerlich gering. Mit nur zwei 140-mm-Lüftern ist für das Erreichen eines möglichst geringen Lautstärkelevels quasi der Optimalfall erreicht. Zumindest im niedrigen Drehzahlbereich. Denn die verbauten Lüfter erreichen eine Maximaldrehzahl von bis zu 1700 RPM, was für 140-mm-Lüfter schon eine ganze Menge ist. Bei alltagslauglich leisen 33% PWM sitzt das Gesamtgehäuse – inklusive Luftkühler – bei 38 dB bei einer Basislaufstärke von 36 dB im Raum. Lässt  man die beiden Lüfter auf 50% PWM drehen, liegen sie bei knapp 40 dB. Dagegen schlagen die Lüfter auf voller Drehzahl mit 48 dB um sich – das will man im Alltag eher nicht haben.

Im Fractal Design North Test werden tatsächlich nur die beiden Frontlüfter eingesetzt, obwohl das Gehäuse Platz für viele weitere Lüfter bietet.

Gemessen wurde die Differenz der Prozessortemperatur zur Raumtemperatur (Delta, damit unterschiedliche Raumtemperaturen das Ergebnis nicht verfälschen) in Cinebench nach acht Minuten Aufwärmzeit. Im Fractal Design North Test wurde die Temperatur eine Minute lang gemessen, um Temperaturschwankungen auszugleichen. Der Prozessor ist der Ryzen 5 3600X mit einer Leistungsaufnahme von 78W. Als Kühler kam der NZXT T120 RGB zum Einsatz. Als Vergleich habe ich das eher geschlossene Gehäuse Cooler Master MasterBox 520 und das Airflow-Gehäuse Enermax StarryKnight SK30 – beide mit vier Werkslüftern – zumindest bei 50% Leistung in den Vergleich eingebracht.

Das Fractal Design North ist schon mit den beiden Werkslüftern sehr effizient und schlägt das Cooler-Master-Gehäuse deutlich. Das Enermax-Gehäuse ist bei 50% PWM etwa gleichauf, was aber kein Wunder ist, denn hier kommen vier Lüfter zum Einsatz, was auch lauter ist.

Das Herausnehmen des Frontfilters hinter dem Holzgitter im Fractal Design North verbessert die Temperaturen, aber damit steigt der Wartungsaufwand, denn der Innenraum muss dann häufiger geputzt werden.

Der Test der Grafikkarte im Testgerät ist etwas schwieriger durchzuführen. Da diese bis 60°C im Zero-Fan-Modus sitzt und danach kaum an Temperatur zunimmt und eher mit der Lüfterdrehzahl skaliert, habe ich sowohl das Temperatur-Delta als auch die Grafikkarten-Lüfterdrehahl aufgenommen. Durchgeführt wurde der 3DMark Fire Strike Stresstest und wie beim Prozessortest wurden die Werte nach acht Minuten Aufwärmzeit über eine Minute gemessen, um einen Durchschnittswert zu erhalten.

Hier gewinnt das Fractal Design North deutlich gegenüber den beiden Gegentestkandidaten. Bei halber Gehäuselüfterdreh sind die Grafrikkartenlüfter deutlich weniger angestrengt und die Temperaturen dennoch niedriger. Bei voller Drehzahl bleibt der Lüfter auch unter Grafikkarten-Volllast ab und zu stehen – was noch häufiger vorkommt, wenn der Frontfilter entnommen wurde. In diesem Gehäuse könnte man also die Grafikkarte fast passiv betreiben. Beeindruckend! Ich tippe hier darauf, dass das der Einfluss des Mesh-Seitenteils ist.

Jeder weitere Test ist abseits dessen, was man als offiziellen „Fractal Design North Test“ ansehen kann. Aber er zeigt, was möglich ist. Hier beispielsweise habe ich die freien Plätze mit be quiet! Silent Wings Pro 4 bestückt – inklusive des Seitenteil-Lüfterhalters. Ja, das sieht schon beeindruckend aus. Allerdings wird es etwas eng mit dem Luftkühler – dieser lehnt sich schon an den Lüfterhalter an. Breitere Luftkühler könnten hier bereits Kompatibilitätsprobleme bekommen.

Auch der Wechsel auf Noctua-Lüfter kommt in diesem Gehäuse erstaunlich homogen daher:

Das Fractal Design North in unserem Test weiß zu überzeugen! Herausstechend sind dabei das Design mit dem Echtholz und das Mesh-Seitenteil. Aber auch die pure Leistung ist schon sehr hoch, obwohl werksseitig nur zwei Front-Lüfter verbaut sind. Dazu kommen die hohe Verarbeitungsqualität und die Modularität, durch die man das Airflowkonzept seinen eigenen Ideen anpassen kann.

Das Fractal Design North ist ein sehr solide verarbeitetes Gehäuse, das im Test neben dem herausstechenden Design eine hohe Kühlleistung beweist.

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Holz in einem PC-Gehäuse? Mesh-Seitenpanel? Nein, es geht hier nicht um ein neues Case-Modding-Projekt, sondern das neue Gehäuse, das dem Namen des Herstellers Fractal Design alle Ehre macht. Das Fractal Design North sticht komplett aus der Masse der Gehäuse heraus und wird hier dem Test unterzogen. Was kommt da designmäßig auf die Nutzer zu? Wie … (Weiterlesen...)

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